sabin e. drowowitz Atelier Kunterbunter Hund
sabin  e.  drowowitz    Atelier Kunterbunter Hund

Einführungsrede von sabin e. drowowitz

 

 

„Kreisbilder:

Wege nach  INNEN – Wege nach  AUSSEN“

 

gehalten bei der Vernissage am 22.2.2015

 

 

 

Herzlich Willkommen zur Vernissage meiner neuen Ausstellung.

 

Der Titel  „Wege nach INNEN – Wege nach  AUSSEN“ führt ja schon in die richtige Richtung  :-), und Sie haben auch gerade in dieser kleinen Vorführung gesehen, wie man nach INNEN gehen kann und anschliessend wieder nach AUSSEN kommt.

Das Licht wurde nach INNEN getragen und abgestellt. Man lässt etwas zurück, legt etwas ab, lässt etwas los. –Das Licht wurde von mir dann aus der Mitte geholt, ich habe das Licht dort gefunden, eine Läuterung, einen Schatz………

Beides ist möglich –das Ablegen und das Finden. Beides kann gut tun (wenn man das Richtige ablegt bzw. das Richtige findet). Und oft ist der Weg das Ziel.

 

Sie merken schon, diese einfach anmutenden Bilder haben einen sehr tiefen Sinn…..

 

 

„Das Labyrinth ist ein Rätsel, ein heiliges Zeichen, ein uraltes Symbol“

 

 

In der Ausstellung hier, die ich meinem langjährigen guten Freund Reinhold Lang widme, geht es um Spiralen und Labyrinthe. Spiralen sind einfache Labyrinthe. ---(sehen Sie meine Bilder „Kosmos“; „Das Leben ist BUNT!“, „Der steinerne Weg zum Licht“)-- Spiralen sind das allererste Symbol zur Mitte (!) und wurden bereits vor mehr als 24.000 Jahren in Sibirien von Steinzeitmenschen in einen Mammutzahn geritzt!

 

Die Spirale steht als Symbol für die Sonne, die Nabelschnur, den Lebensweg, für den Weg nach  INNEN,  den Weg nach  AUSSEN,  für Anfang + Ende usw.

 

 

“Wer weitergeht, kommt an! Die Mitte wartet!“

 

 

Doch meist stellt man sich unter einem Labyrinth keine Spirale vor, sondern etwas Komplizierteres, etwas worin man sich verlaufen kann, sich verliert……….

also, die meisten Leute denken beim Labyrinth an einen Irrgarten in einer Gartenanlage oder einem Maisfeld, mit lustigen oder auch beängstigenden Erinnerungen. –(ich spreche da aus Erfahrung: mein Sohn fand das Maisfeldlabyrinth spannend und lustig, ich irrte voller Panik erst hierhin, dann dorthin und habe den Irrgarten darum in unguter Erinnerung –vielleicht habe ich auch deshalb keinen gemalt?  :-)   ).

 

Ich differenziere hier: der Irrgarten ist eine Spezialform des Labyrinths, das klassische Labyrinth ist jedoch kein Irrgarten!

 

 

Das eigentliche (klassische) Labyrinth hat

nur 1 Weg zur Mitte

ist ohne Abzweigungen, ohne Sackgassen,

wechselt öfters die Richtung

die Mitte wird meist 7 x umkreist

und in der Mitte, im Ziel angekommen kehrt man um und geht den selben Weg zurück.

 

Weitere Sonderformen, die diesen Punkten entsprechen, sind konzentrische Kreise –(wie im Bild „meine Freunde“)--, Mäander und auch Salomonknoten…...

Andere Formen, die nur zum Teil diese Vorgaben erfüllen, extrem auf die Mitte bezogen sind und die ebenfalls das Thema  INNEN  und  AUSSEN  darstellen, mit einem ganz direkten Weg nach  INNEN und nach  AUSSEN  --(z. B. „Kaleidoskop I+II“)-- gibt es als Mandala-Kreisbilder. Diese hier assoziieren jedoch mehr das Zusammenziehen//Einatmen und das Ausstrahlen/Ausatmen – und sind daher kein Labyrinth in diesem Sinne.

 

 

„Im Labyrinth verliert man sich nicht. Im Labyrinth findet man sich. Man findet nicht den Minotaurus. Im Labyrinth begegnet man sich selbst.“

 

 

Die klassischen Labyrinthe sind ein über 5000 Jahre altes Menschheitssymbol. Weit verbreitet im ganzen Mittelmeerraum (Atlanter??), besonders häufig bei den Etruskern, Römern, Griechen;

…. wahrscheinlich brachten die Hopi-Indianer das Labyrinth nach Amerika, wo es sich bis nach Mexico und Nasca ausgebreitet hat…..

Sie sehen, dieses Symbol ist weltweit bekannt.

 

Folgende Assoziationen beschwört das Labyrinth in uns:

Suche nach der Mitte

der kosmischen Wahrheit

es fasziniert, erfreut, ängstigt, macht neugierig wie es nach der nächsten Kurve weitergeht

ist unergründlich, verwirrend, rätselhaft,geheimnisvoll…ordnet aber auch

und macht Lust etwas bzw. sich selbst zu finden.

 

Als Symbol verbindet es den Kreis mit dem Quadrat (also eine Art Quadratur des Kreises) und steht somit für Himmel + Erde, Vater + Mutter, Mann + Frau, Körper + Geist

Bedeutet Ganzheit, Kosmos, Welt + Leben, das Unterwegs –sein,

in manchen Kulturen auch Geburt, Fruchtbarkeit, Einweihung, Pilgerschaft, Tod, Umkehr + Auferstehung………

manche bezeichnen das Labyrinth auch als Gebärmutter der Seele. Auf jeden Fall ist der Weg voller Wendungen ein Weg zur Wandlung.

 

Bekannt ist der Minotaurus, welcher im Labyrinth eingeschlossen ist. Und so wie Theseus sich ins Labyrinth aufmacht, nennt man den Weg nach  INNEN  den Heldenweg. Zurück kommt er mit dem Faden der Ariadne, zur Liebsten, so ist der Weg nach  AUSSEN  der Liebesweg.

 

Die Christen setzten in die Mitte des Labyrinthes später Jesus Christus als Zeichen der Taufe. In Kirchen finden wir Labyrinthe auf dem Boden, an der Decke, oder an Säulen/Wänden als Fingerlabyrinthe.

Eine Zeit lang war es auch so, dass, wer nicht nach Jerusalem pilgern konnte, ein Labyrinth beschritt und auch so zur Läuterung fand.

Auch das heute moderne Pilgern auf dem Jakobsweg ist diesem verwandt. Ob man dann doch vielleicht auch besser noch zurückpilgert, auf einem Liebesweg, sollte überdacht werden….

 

Die modernen Labyrinthe, und auch Irrgärten, sind religiös, weltlich oder auch erotisch angelegt. Allen gemein ist jedoch, dass man bei ihnen immer noch langsam und voller schwieriger Wendungen ans Ziel kommt –was gar nicht modern ist!

 

 

„Der Eingang zum Labyrinth ist   i m m e r   offen. Es erwartet Deinen Besuch!“

 

 

Die Suche nach sich selbst und/oder dem Sinn des Lebens ist

unmöglich so nebenbei zu erledigen. Es ist mühsam, zeitaufwändig, manchmal schmerzlich und trotzdem –oder gerade deshalb- lehrreich, erleichternd und erfüllend.

In einer Spirale nähert man sich kontinuierlich der Mitte. Im (klassischen) Labyrinth ist es anders:

Wieder geht die Suche/das Leben an der Mitte vorbei –scheint der eigene Platz mehr am Rande zu sein – wer rechnet damit, dass aus einer anfangs kurzen Distanz ein (fast nicht endenwollender) langer Weg wird? (ein klassisches Labyrinth mit einem Radius von

ca. 6 m hat eine Weglänge von 240 m!)

 

 

„Du musst ins Labyrinth gehen um verwandelt zu werden.“

 

 

Auf der Suche nach mir oder dem Sinn des Lebens stellen sich auch die Fragen:

Was werde ich finden? (ein Ungeheuer oder Weisheit?)

Was ist die Mitte?

Was geschieht mit mir? (werde ich mich verwandeln und in was?)

 

Man muss die Angst überwinden, der 1. Schritt ins Labyrinth ist der 1. Schritt aus der bisherigen Welt. Nun gibt es kein Ausweichen mehr. Manches an Erlerntem, an Bequemlichkeit, an Zugedecktem ist zu überwinden.

Der Weg ist wie der Weg in die Tiefen der eigenen Seele. In der Mitte kann das Ungeheuer in Form von vielen Unsicherheiten, Schmerz und Verlust lauern --- oder das Gute, der Schatz, das wirkliche  ICH  zu finden sein.

 

 

„Das Labyrinth lehrt uns dem eigenen Weg zu vertrauen.“

 

 

Genau betrachtet ist das Labyrinth eine einzige Sackgasse zum Mittelpunkt. Hier ist ein Innehalten, in einem Spiegel sehen wir uns, die Geheimnisse des Lebens offenbaren sich…….. Dann eine innere Umkehr, sichtbar durch die körperliche Kehrtwendung. Nun beginnt der Rückweg: der Weg der Liebe, der Weg in die Freiheit!

 

 

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Sie merken, Spiralen und Labyrinthe haben eine enorme Aussage und Energie. Man kann sich ihnen hingeben, ohne Aufgabenstellung, ohne Anleitung und ohne Worte

--- sie funktionieren einfach!

 

Lassen Sie meine Bilder nun unter diesen Aspekten auf sich wirken.

Spüren Sie sich in sie hinein. Manche entwickeln bei längerer Betrachtung auch eine sehr grosse Räumlichkeit, sie beginnen zu schweben. Lassen Sie Ihre Seele mitschweben und erinnern wir uns, wer wir wirklich sind.

 

 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

 

Und natürlich bedanke ich mich ganz herzlich bei der Gastgeberin, Nunzia Vainella, mit diesem kunterbunten -und natürlich runden- Frühlingsstrauss dafür, dass ich meine Bilder hier präsentieren darf.

 

…. Und bei meiner Freundin Sarah, die das Licht in das Labyrinth gebracht hat, mir bei den Vorbereitungen sehr geholfen und mit den Sprüchen diese Rede ergänzt hat.

Das von ihr aufgelegte Labyrinth bleibt noch ein wenig liegen, so dass Sie es beschreiten und erspüren können.

 

Danke auch an Christoph für die Musik.

 

Bitte begeben Sie sich auch ans Büffet, es gibt Getränke sowie süsse und salzige Kleinigkeiten.

 

Ich wünsche Ihnen noch anregende Betrachtungen und Gespräche!

 

 

Ihre   sabin  e.  drowowitz

 

 

 

Lesetipps zur Vertiefung:

"Das geheimnisvolle Labyrinth-Mythos und Geschichte eines Menschheitssymbols" von Gernot Candolini -aus diesem Buch stammen auch das eine oder andere Zitat in der Rede

"Formen -tiefenpsychologische Deutung" von Ingrid Riedel

"Der Kreis, die Stille und die Farbe Blau" von Bruno Dörig

"Illustriertes Lexikon der traditionellen Symbole" von J.C. Cooper

"Lexikon der Symbole -Bilder und Zeichen der christlichen Kunst" vpm Gerd Heinz-Mohr

"Im Labyrinth sich selbst entdecken", "Labyrinthwege der Erkenntnis und der Liebe", "Im Labyrinth-Aufbruch zur Mitte" von Gernot Candolini

 

sabin  e.           

        drowowitz

Atelier           Kunterbunter Hund          

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